I’ve got the blues: So drückt man im Englischen eine traurige Gemütslage aus. Und genau aus dieser Gefühlslage heraus entstand dieses musikalische Genre. Die Ursprünge der Blues Musik finden sich in den Südstaaten der USA. Während der Arbeit auf den Baumwollplantagen sangen schwarze Sklaven wehmütige Lieder, aus denen sich allmählich beliebte Songs entwickelten. Zunächst war der Blues nur eine von zahlreichen Formen der afroamerikanischen Musik. Doch bald gewann er die Oberhand: In den 1920er-Jahren schossen trendige Lokale und Plattenlabel, die sich auf Blues spezialisiert hatten, wie Pilze aus dem Boden.
Der Blues hat einen charakteristischen Aufbau: Er besteht aus 12 Takten, die einem bestimmten Schema folgen. Die Melodie bedient sich Noten aus der pentatonischen Tonleiter, die vor allem in der afrikanischen und asiatischen Musik vorkommt. Das Besondere am Blues ist sein "Blue note", die den Kompositionen eine gewisse Schwermut verleihen.
Im Zuge der Industrialisierung wanderten viele Afroamerikaner aus den Südstaaten nach Chicago. In Kürze entstand hier eine neue Blues-Szene. Der Chicago Blues war moderner und peppiger als sein Vorläufer, der Delta-Blues. Neben der Gitarre entwickelte sich das Piano zu einem wichtigen Musikinstrument. Nach dem Zweiten Weltkrieg stiegen die Musiker auf E-Gitarren um, und der Blues nahm immer mehr Einfluss auf andere Musikstile.
Der Blues wurde zum Wegbereiter zahlreicher Musikstile: Rock'n'Roll, Jazz, Soul oder Funk – sie alle haben ihre Ursprünge in der Musik des Mississippi-Deltas. Vor allem im Großbritannien der 1960er-Jahre bildeten sich viele Bands, die eine rockige Form des Blues spielten. Zu den wichtigsten Vertretern des Bluesrocks gehörten unter anderem Cream, The Rolling Stones und The Yardbirds.